Online Marketing im Kulturbereich: Interview mit Jan Smacka

Expertenbefragung von Karin Janner, kulturmarketingblog.de, 6. Oktober 2008

Zu den Fragen
Das Internet hat das Marketing, dabei vor allem die Kommunikationspolitik, grundlegend verändert.
 „Kein anderes Medium veränderte in den letzten Jahren sowohl die Kommunikationsgewohnheiten als auch die Austauschbeziehungen in vergleichbarer Weise wie das Internet und wird es in den nächsten Jahren weiterhin revolutionieren“, sagt dazu Dr. Armin Klein, Professor am Institut für Kulturmanagement der Pädagogischen Hochschule Ludwigsburg.

1.) Mehr und mehr Unternehmen ergänzen ihren Marketing-Mix durch Online-Marketing-Maßnahmen.
 Wie sieht es im Kulturbereich aus? Hat sich das Internet im Kulturmarketing schon durchgesetzt?
Nein, im Kulturbereich hat sich das Internet als offensives Marketing-Instrument noch nicht durchgesetzt. Mit etwas Glück kann man sogar noch Kultureinrichtungen ohne eigene Domain finden, unentdecktes Land.

2.) Web 2.0 -”das Mitmach-Web”, wird zurzeit viel diskutiert. Anfangs wurden Blogs, Podcasts, Wikis und andere “Web 2.0″-Anwendungen eher als Spielzeug der Webaffinen gesehen, in jüngster Zeit werden Anwendungsmöglichkeiten für das Marketing ausgelotet.
 Sehen Sie hier Potenziale und Chancen für das Online-Marketing von Kultureinrichtungen?
Ein schönes Bild: „Spielzeug der Webaffinen …“. Spielend lernen wir die Welt begreifen.
 Ich sehe in „Web 2.0“-Anwendungen vor allem die Demokratisierung von Produktionsmitteln. Mit den Wikis wurde auf Basis von MediaWiki der Urtyp eines Content-Management-Systems (CMS) geschaffen, der es jedem ermöglicht, einfach und schnell über einen Internetbrowser Inhalte im Web zu publizieren, und so an der Erstellung einer großen Enzyklopädie mitzuwirken. Alle folgenden Content-Management-Systeme, wie Weblogs oder Portalsites, leiten sich von diesem Grundtyp ab. Und hier liegt auch das Potenzial für Kultureinrichtungen. Sie bieten interessante und relevante Inhalte, um die Gesellschaft und das Zusammenleben in ihr voranzubringen. Ihre Themen können ein großes Publikum ansprechen oder zu den Orchideenfächern zählen. Für jede Aufgabenstellung findet man eine angemessene Lösung für die Umsetzung im Internet.

3.) Zum Status Quo des Online-Marketing in Kultureinrichtungen:
 Wie betreibt denn der “typische Kulturbetrieb” Online-Marketing? Welche Möglichkeiten sind Kulturbetrieben bekannt, welche Maßnahmen führen sie durch?
Wenn sich eine Kultureinrichtung dazu entschlossen hat, das Internet für ihr Marketing zu nutzen, werden noch vorwiegend klassische Online-Maßnahmen ergriffen: eine Website für Präsentationszwecke, E-mail für die Kommunikation, Newsletterversand und Bannerschaltung zur Bewerbung. Die Vorreiter nutzen schon Content-Management-Systeme für die professionelle Organisation ihres Online-Auftrittes. Hier werden erste Schritte für die Arbeit im Internet gegangen.

4.) Blick in die Zukunft:
 Was wird in den nächsten 3-5 Jahren im Online Kulturmarketing passieren? Wie werden Kultureinrichtungen das Internet im Marketing nutzen? Wohin geht die Entwicklung?
Ich erwarte eine Professionalisierung im Umgang der Kultureinrichtungen mit den Möglichkeiten der „Neuen Medien“. Ich glaube, dass ganze Arbeitsbereiche ins Netz verlagert werden, um die Verfügbarkeit der Inhalte sowohl für die Mitarbeiter als auch für den externen Interessenten zu optimieren. Die Website wird mit Hilfe eines CMS ein Werkzeug zur Erstellung neuer Inhalte, zur Kommunikation nach innen und außen und damit zu einer großen Wissensdatenbank.

5.) Was raten Sie Kultureinrichtungen, die mit Online-Marketing starten oder die ihr Online-Marketing verbessern wollen? Kurzer Tipp vom Experten?
Mein Tipp lautet, sich von der starren Welt der Printmedien zu lösen. Der Umgang mit den „Neuen Medien“ verlangt nach hoher Flexibilität. Dabei darf man nicht die Belange des Users aus den Augen verlieren, das heißt, immer daran zu denken, dass man vom Gegenüber wahrgenommen wird. Und schauen Sie nicht zu gebannt auf die Google-Schlange, Sie publizieren für Menschen, nicht für Maschinen.

6.) Vielen Dank für das Interview – Online Kulturmarketing aus dem Blickwinkel des Technikers!